Newsletter 2_2019

der Antimafia-Newsletter

Liebe Leserinnen und Leser, 

immer, wenn wir lesen, dass Restaurants mit dem Begriff Mafia werben oder mit dem trotteligen Faszinosum von Organisiertem Verbrechen, denken wir an diejenigen, die von Querschlägern dahingerafft worden sind, die mit einem Gangster verwechselt und erschossen worden sind, die sich weigerten, Schutzgeld zu bezahlen oder die Mafia andersweitig zu unterstützen und denen darauf ihr Leben genommen wurde. Hätten die Menschen doch nur dieses Leiden vor Augen, wenn sie  von einem "Angebot, das man nicht ablehnen kann" lesen, oder  das Restaurant Al Capone besuchen oder den Burgerpaten oder der Microphone Mafia zuhören oder Italienisch bei der Sprachmafia lernen, was eine Sprachschule ist: der Werbeeffekt wäre ins Gegenteil verkehrt. Aber soweit sind wir leider nicht.

Daher gibt es jedes Jahr am 21. März den Gedenktag für die unschuldigen Opfer der Mafia, in Italien ein nationaler Gedenktag. Fester Bestandteil ist, dass eine Liste mit Namen unschuldiger Opfer der Mafia verlesen wird, beginnend bei Giorgio Verdura, dem  Bürgermeister des Ortes Bolognetta bei Palermo, der 1879 einige Kriminelle anzeigte und später erschossen wurde. Rund 1000 Einträge lang ist diese Liste, doch es finden sich keine Opfer darauf, die von italienischen Mafiosi in Deutschland umgebracht wurden. Nicht, weil es diese Opfer nicht gibt, sondern weil niemand darüber Buch führt. Berichtet wurde uns zum Beispiel von der Frau eines italienischen Gastwirts im Saarland, die von heute auf morgen verschwand und nie wieder auftauchte, und von der die Angehörigen überzeugt sind, dass sie ermordet und die Leiche beseitigt worden ist. Oder auch von einem jungen Mann, der von seinem Stiefonkel, einem Mafioso, erschossen wurde wegen einer Erbstreitigkeit.

Seit einigen Jahren erinnern wir auch in Berlin an die unschuldigen Opfer der Mafia. Dieses Jahr zeigt das Regenbogenkino in der Lausitzer Straße am Samstag, 23.3.2019, gemeinsam mit mafianeindanke den Film I Cento passi, der den Kampf des anarchistischen Radiomoderators Peppe Impastato gegen die Mafia in seinem Heimatort in Sizilien und damit gegen seine eigene Familie nacherzählt. Los geht es um 19:30 Uhr. Der Film läuft auch  nochmal am Sonntag um 20:30 Uhr. Beide Male im Originalton mit deutschen Untertiteln.

Kommen Sie vorbei und gedenken Sie mit uns der unschuldigen Toten der Mafia.  

Mit besten Grüßen,
Ihr mafianeindanke-Team

NACHRICHTEN

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Insidertipp: Wie man legal Bargeld nach Deutschland schmuggelt und der deutsche Staat schaut dabei zu

Es ist weitgehend bekannt, dass man Bargeld beim Grenzübertritt nach Deutschland anmelden muss. Was viele aber nicht wissen: Hat man das Geld einmal angemeldet, kann man damit nach Belieben einkaufen gehen. So lädt die Bundesrepublik zur Geldwäsche ein, etwa mittels Immobilien.  

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Die europaweite Antimafia-Operation Pollino und
Pannen bei deutschen Behörden

 

Stolz wurde der Erfolg der Operation Pollino gegen die Mafia in mehreren europäischen Ländern gelobt. Immerhin wurden vier Tonnen Kokain beschlagnahmt und mehrere Mafiaverdächtige festgenommen. Wer die italienischen Akten studiert, stellt aber fest, dass die deutschen Behörden sich viele peinliche Pannen erlaubt haben - bis hin zu krassem Fehlverhalten im Job. 

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Roberto Saviano bei der 69. Berlinale: "La paranza dei bambini" in der Kritik

"La paranza dei bambini" erzählt die Geschichte einer aufstrebenden Baby-Gang in Neapel. Bei der Berlinale wird das Drehbuch mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. In seiner Heimatstadt Neapel aber steht Roberto Saviano in der Kritik: Laut Neapels Bürgermeister Luigi de Magistris ist er unfähig, ein vollständiges Bild von Neapel und der Mafia zu vermitteln. Doch obliegt es nicht ihm, über das Phänomen Mafia aufzuklären.

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Europäisches Antimafia-Netzwerk CHANCE ist im Werden

Es gibt in Europa außerhalb von Italien nur wenig zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich aktiv gegen Organisierte Kriminalität engagieren. Das italienisch Antimafia-Netzwerk Libera treibt deswegen seit Monaten den Aufbau eines europaweiten Netzwerks voran - ein Zwischenbericht. 

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Mafia-Festnahmen in Köln und Mannheim

Die Zahl der Polizeiaktionen gegen Mafiaclans in Deutschland nimmt zu: im Januar wurden in Mannheim und Köln mutmaßliche Mafiosi festgenommen. Es sind Bestandteile eines Netzwerks, das schon lange bekannt ist. Laut den italienischen Akten wurden von ihm auch Investments im Rahmen des Stuttgarter Bahnhof-und-Immobilien-Bauprojekts S21 getätigt. 

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Analyse mit Mängeln: Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages vergleicht deutsche und italienische Antimafia-Gesetzgebung 

Die öffentlich zugänglichen Studien des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages sind eine wichtige WIssensressource. In einer Analyse vom September 2018 (PDF) untersuchen die Wissenschaftler die italienische Anti-Mafia-Gesetzgebung. Das Dokument gibt einen kompakten Überblick, allerdings bleiben dabei einige Feinheiten unerwähnt wie etwa der Umstand, dass in Deutschland die Mieterlöse von beschlagnahmten Immobilien immer noch an die Vorbesitzer gehen wie etwa unlängst im Fall der Berliner Clan-Familie R... 

ZUM DOKUMENT

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Eine kleine aber sehr bedeutende Änderung: die Verordnung der EU-Kommission zur Vermögensabschöpfung vom 14. November 2018 

Die Europäische Kommission hat beobachtet, dass das Instrument der Vermögensbeschlagnahme in Europa nur unzureichend angewendet wird, wenn beispielsweise Geld aus Drogenverkäufen im Ausland angelegt wurde und dort beschlagnahmt werden sollte. Mit einer Verordnung steuert die Kommission nun gegen: künftig müssen Beschlagnahme-Beschlüsse anderer EU-Mitgliedsstaaten direkt umgesetzt werden, ohne dass ein nationales Gericht darüber beschließt. Wird diese neue Möglichkeit konsequent angewandt, kann der Kampf gegen Mafia-Clans erheblich verbessert werden. Eine Voraussetzung dafür ist aber, dass die Ermittlungen ebenso grenzüberschreitend erfolgen und so auch exportiertes kriminelles Kapital aufspüren.

ZUM DOKUMENT

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Ankündigung: Zehn Jahre mafianeindanke e.V.

Im November dieses Jahres feiern wir unser zehnjähriges Bestehen. Zwar entstand mafianeindanke schon 2007, die offizielle Eintragung als Verein erfolgte jedoch erst im Herbst 2009. Freuen Sie sich mit uns auf dieses Jubiläum. Wir planen ein großes  zweitägiges Vernetzungstreffen der europäischen Zivilgesellschaft in Berlin mit Antimafia.Organisationen, Finanztransparenzkämpfern, Anti-Korruptions-Initiativen etc. etc. Unterstützen Sie unser Vorhaben bitte schon jetzt mit einer zweckgebundenen und steuerlich absetzbaren Spende. Herzlichen Dank!

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Der Soziologe Nando dalla Chiesa in Deutschland und die Lebensaufgabe, Wissen über die Mafia zu schaffen

Der bekannte italienische Soziologe Nando dalla Chiesa hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Wissen über die italienischen Mafia-Organisationen zu vertiefen und zu verbreiten. Sein Vater, der Carabinieri-General Carlo Alberto dalla Chiesa, war von der Mafia ermordet worden, die sich durch seine Ermittlungen gefährdet sah.  Nando dalla Chiesa forscht zum Thema an der Universität in Mailand. Seit einigen Jahren referiert er in einer Kooperation mit mafianeindanke auch in Deutschland: dieses Jahr in Leipzig, Halle, Hamburg, Potsdam und Berlin. Angesichts mangelnder Forschung in diesem Bereich in Deutschland ein wichtiges Unterfangen.

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Ökonomie und Mafia-Expansion: Der Wirtschaftssoziologe Luca Storti in Potsdam

Wie expandieren die Mafia-Organisationen aus ihren ursprünglichen Territorien in fremde Territorien? Beim Vortrag des Turiner Professors Luca Storti in Potsdam kommen Studierende mit einem Thema in Berührung, das an vielen Universitäten in Europa, insbesondere in Deutschland, noch unterbelichtet ist.
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Internationales Seminar "Mafia and anti-Mafia in Europe" an der Universität Mailand

Am 18.,19. und 20. März 2019 findet das internationale Seminar "Mafia and anti-Mafia in Europe" der Universität Mailand zum dritten Mal statt. Ziel des Seminars ist, eine internationale wissenschaftliche und bürgerschaftliche Community zu schaffen, die Forschung, Informationen und Inputs zusammenführt. Es waren verschiedene internationale Experten aus dem Vereinigten Königreich, Dänemark, Italien, Österreich, den Niederlanden, Deutschland, Albanien und Belgien anwesend, darunter auch eine Vertreterin von mafianeindanke.

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