Liebe Leserinnen und Leser,
immer, wenn wir lesen, dass Restaurants mit dem Begriff Mafia werben oder mit dem trotteligen Faszinosum von Organisiertem Verbrechen, denken wir an diejenigen, die von Querschlägern dahingerafft worden sind, die mit einem Gangster verwechselt und erschossen worden sind, die sich weigerten, Schutzgeld zu bezahlen oder die Mafia andersweitig zu unterstützen und denen darauf ihr Leben genommen wurde. Hätten die Menschen doch nur dieses Leiden vor Augen, wenn sie von einem "Angebot, das man nicht ablehnen kann" lesen, oder das Restaurant Al Capone besuchen oder den Burgerpaten oder der Microphone Mafia zuhören oder Italienisch bei der Sprachmafia lernen, was eine Sprachschule ist: der Werbeeffekt wäre ins Gegenteil verkehrt. Aber soweit sind wir leider nicht.
Daher gibt es jedes Jahr am 21. März den Gedenktag für die unschuldigen Opfer der Mafia, in Italien ein nationaler Gedenktag. Fester Bestandteil ist, dass eine Liste mit Namen unschuldiger Opfer der Mafia verlesen wird, beginnend bei Giorgio Verdura, dem Bürgermeister des Ortes Bolognetta bei Palermo, der 1879 einige Kriminelle anzeigte und später erschossen wurde. Rund 1000 Einträge lang ist diese Liste, doch es finden sich keine Opfer darauf, die von italienischen Mafiosi in Deutschland umgebracht wurden. Nicht, weil es diese Opfer nicht gibt, sondern weil niemand darüber Buch führt. Berichtet wurde uns zum Beispiel von der Frau eines italienischen Gastwirts im Saarland, die von heute auf morgen verschwand und nie wieder auftauchte, und von der die Angehörigen überzeugt sind, dass sie ermordet und die Leiche beseitigt worden ist. Oder auch von einem jungen Mann, der von seinem Stiefonkel, einem Mafioso, erschossen wurde wegen einer Erbstreitigkeit.
Seit einigen Jahren erinnern wir auch in Berlin an die unschuldigen Opfer der Mafia. Dieses Jahr zeigt das Regenbogenkino in der Lausitzer Straße am Samstag, 23.3.2019, gemeinsam mit mafianeindanke den Film I Cento passi, der den Kampf des anarchistischen Radiomoderators Peppe Impastato gegen die Mafia in seinem Heimatort in Sizilien und damit gegen seine eigene Familie nacherzählt. Los geht es um 19:30 Uhr. Der Film läuft auch nochmal am Sonntag um 20:30 Uhr. Beide Male im Originalton mit deutschen Untertiteln.
Kommen Sie vorbei und gedenken Sie mit uns der unschuldigen Toten der Mafia.
Mit besten Grüßen, Ihr mafianeindanke-Team |